Zusammenfassung – 7 Fakten über die Bauchlage
Originalbeitrag erschienen bei Verena Schmalz am 01. September 2020
Was möchte ich (euch) zum Thema Bauchlage weitergeben? Welche Erfahrung habe ich aus meiner Arbeit in der Praxis als Physiotherapeutin? Was ist meine Meinung als Kinderphysiotherapeutin und Mutter? Gibt es Studien und wissenschaftliche Überlegungen zur Bauchlage?
Fakt Nr. 01 Bauchlage darf man ab dem ersten Tag machen

Die erste Bewegung des Neugeborenen findet in Bauchlage statt. Gelenkt durch Reflexe, kann das Neugeborene am Bauch entlang zu den Brustwarzen kriechen. Diese Phänomen ist auch bekannt als „Breast Crawl“. Der reifgeborene Säugling ist quasi mit allem ausgestattet um ab der 1. Stunde in Bauchlage an der mütterlichen Brust zu trinken.
Fakt Nr. 02 Bauchlage ist für alle Säuglinge wichtig
Die Bauchlage fördert die Selbstwahrnehmung. Aufgrund des Körperbaus von Säuglingen fällt die Atmung in Bauchlage deutlich leichter. Das Zwerchfell kann in dieser Position besser arbeiten. Die Bauchlage hilft bei Verdauungsbeschwerden.
Fakt Nr. 03 Bauchlage fördert die motorische Entwicklung
Die Bauchlage ist ein wichtiger Bestandteil der motorischen Entwicklung. In Bauchlage wird die Rücken- wie auch die Bauchmuskulatur gestärkt. Die Qualität der Bewegung ist entscheidend für alle Bewegungen die auf der Rücken- und Bauchlage aufbauen. Rumpfkräftigungsübungen im Kinder und Erwachsenenalter sprechen genau diese Muskulatur an und wollen verlerntes wieder aufwecken.
Warum also dann warten bis der Körper größer und schwerer wird? Die Einstellung und Sprache der Eltern zur Bauchlage hat einen Einfluss auf die Reaktion des Kindes.
Fakt Nr. 04 Bauchlage beugt Kopfverformungen vor
In Rücken- und Bauchlage sollte der Kopf von Geburt an frei zu beiden Seiten passiv gedreht werden können. Kopfverformungen können bereits in den ersten Lebenswochen durch einseitige Lagerungen enstehen. Sie haben einen Einfluss auf das Auge, das Kiefergelenk und die Nerven die Schädellöcher passieren. Im Langzeiteffekt zeigt sich, dass ca. 40% der betroffenen Kinder in ihrer Schulzeit speziellen Förder- und/oder Therapiebedarf haben. Die Aussage „Das verwächst sich noch” würde ich immer hinterfragen.

Fakt Nr. 05 Bauchlage hemmt Reflexe
Angeborene Fremdreflexe werden von einer bewussten Bewegung abgelöst, wenn der Säugling ausreichend Chancen hat eine bestimmte Bewegung aktiv zu machen. Dies muss in einem gewissen Zeitfenster geschehen, sonst werden Teile davon in die nächste Stufe der Entwicklung mitgenommen. In der Bauchlage werden folgende integriert (abgebaut): der TLR rückwärts bzw. vorwärts (Tonische Labyrinth Reflex) sowie der ATNR – asymmetrisch tonischer Nackenreflex.
Fakt Nr. 06 Bauchlage fördert die Feinmotorik
Die Feinmotorik der Finger benötigt eine gute Basis. Diese kommt durch die richtige Position der Schultern und der Brustwirbelsäule. Ein Säugling lernt in der Bauchlage seine Brustwirbelsäule ausreichend zu strecken und den Schultergürtel richtig zu positionieren. So kann der Arm weiterlaufend in eine gute Stützposition kommen. Liegt ein Kind aber hauptsächlich in Rückenlage und hat seine Arme seitlich abgelegt (wie ein U) – kommt der Schultergürtel nicht in die optimale Position, die Muskulatur kann sich nicht ausbilden.
Fakt Nr. 07 Bauchlage ist cool
Zu uns Kinderphysiotherapeutinnen kommen immer mehr Kinder, die Folgen von zu wenig Bauchlage im ersten Lebensjahr zeigen. Dazu zählen: spätes Erreichen von motorische Meilensteinen, eine schlechte Position des Schultergelenks, ein Ungleichgewicht in der Halsmuskulatur, lagebedingte Kopfverformungen und das Bestehen von Restreflexen. So manch ein Hilfsmittel trägt auch zu diesen negativen Veränderungen bei.
Studien belegen – der Einfluss der Bauchlage auf den Körper kann mit nichts ersetzt werden!

Praktische Tipps für die Bauchlage:
Leg dir dein Kind auf deinen Oberkörper, trage es mit Blick über die Schulter, im Fliegergriff auf deinem Unterarm.
Leg es quer oder längs über deine Oberschenkel, leg es in einer anderen kreativen sicheren Variante der Bauchlage auf eine feste Unterlage – je aufrechter, desto weniger muss gegen die Schwerkraft gearbeitet werden – vor allem für den Anfang sicher eine gute Option
Das Effektivste ist und bleibt die Bauchlage auf einer ebenen stabilen Unterlage!
Beginne mehrmals täglich mit der Bauchlage ab Geburt.
Lass dein Kind so lange in dieser Position, wie es deinem Kind Freude bereitet.
Wenn dein Kind offensichtlichen Unmut äußert – beruhige es mit sanfter ruhiger Stimme, sprich mit ihm, nimm es zu dir hoch. Es geht nicht darum dein Kind um jeden Preis an eine Position zu gewöhnen.
PS: Falls du Bedenken hast oder medizinische Gründe vorliegen, die eine Bauchlage derzeit nicht möglich machen, sprich dich mit dem medizinischen Fachpersonal ab und hole dir ärztlichen Rat.
Der Blogartikel ist bei meiner Kollegin Verena Schmalz erschienen. Hier geht es zum gesamten Artikel.

Designed mit Canva – Bildquelle: Aylin Knapp privat